Theater als Teil der Stadt. Stadt als Teil des Theaters. In diesem dualen Kontext steht das neue Luzerner Theater zu dessen umgebenden Stadtraum. Es spiegelt einen zeitgemäßen Ansatz wieder in dem Kultur keine elitäre Institution – abgeriegelt hinter verschlossenen Mauern – sondern Teil des täglichen gesellschaftlichen Lebens ist und umgekehrt. Der öffentliche Raum fließt von der Reuss über die Bahnhofsstraße in eine Treppen-Rampen-Landschaft bis in das Foyer im ersten Obergeschoss welches sich über die transparente Fassade in Richtung Norden zur Altstadt, in Richtung Osten zum Bahnhof und in Richtung Westen zur Jesuitenkirche hin als öffentlich zugänglich und ganzjährig bespielbare Stadt-Bühne inszeniert. Dieser sich über drei Geschosse aufspannende Raum – in Form einer mit Pflanzen gestaltete Orangerie – bildet jene Kulisse die gleichsam eine Attraktion, Begegnungs- und Aufenthaltsort im Herzen der Stadt kreiert. Zugleich öffnet sich das Theater selbst zur Stadt, bietet Einblicke, Ausblicke und wird selbst zum Akteur im öffentlichen Raum.
Das neue Theater soll zugleich selbst Blicke auf sich ziehen und dabei die Blicke auf die angrenzende Jesuitenkirche nicht verstellen oder gar stehlen. Eine räumliche Beziehung die im Dialog und nicht in
Konkurrenz zueinander steht. Als schlichtes leicht trapezförmiges Volumen setzt sich dieses als fehlender Stadtbaustein parallel zur Jesuitenkirche, vervollständigt das Stadtrelief am südlichen Reussufer und inszeniert in Blickachse parallel zum Fluss beide Bauwerke als sich ergänzendes Duett im Rampenlicht. Das neue Theater schafft in seiner städtebaulichen Setzung an der hochfrequentierten Kreuzung zwischen Theaterstraße, Buobenmatt, Bahnhofstraße, Rathaussteg und Kapellbrücke einen gänzlich neuen Theaterplatz als vom Bahnhof her kommenden Ankunftsort und Hauptzugang. In Richtung Jesuitenkirche rückt das Theater zurück während das Erdgeschoß in Form einer Sitzlandschaft die aufgeweitete Uferpromenade als Tribüne, Aufenthalts- und Begegnungsort bespielt.
Während der Theaterplatz mehr als Ankunfts- und Orientierungspunkt zwischen Alt- und Neustadt, als offener freier Vorplatz zum Haupteingang des neuen Theaters fungiert, wird der Freiraum zwischen Reuss, Jesuitenkirche und Theater zur Stadttribüne die im täglichen Leben von den Stadtbewohnern aber auch vom Theater selbst bis ins Foyer – in die Orangerie – bespielt werden kann.
Projekt: Neues Musiktheater Luzern Auftraggeber: Stadt Luzern Status: EU weit offener 2 stufiger Realisierungswettbewerb 2022, 1.Stufe Team: Elisabeth Beis, Maibritt Pieper, Stephan Brugger Modellbau: Patrick Klammer